Frog City
FROG CITY ist ein zweitägiges Festival, auf dem Kunstwerke im Außenraum präsentiert werden. Dabei treten Positionen der Bildhauerei, Installation, Performance und Hörspiel in Dialog mit der Architektur der Freilichtbühne und der Umgebung des Weißen Sees.
Der Weiße See ist als klimatischer Faktor sowie als Naherholungsgebiet ein wichtiger Bestandteil des Bezirks Pankow und entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem hochverdichteten Treffpunkt. Jährlich sinkender Wasserstand und braunes Gras sowie kaum Ruhezeiten für die Flora und Fauna sind Resultate einer zunehmenden Nutzung des urbanen Naturraums und menschlichen Einflusses auf klimatische Bedingungen.
Kann Kunst einen neuen Blickwinkel auf die Situation werfen und alternative Konzepte eines Naturverständnisses generieren? Ist Umweltschutz klassistisch geprägt, und wenn ja, wie können wir das ändern? Mit dem Festival soll ein niedrigschwelliger Zugang für diese Thematik geschaffen werden, künstlerische Utopien entworfen und nachhaltige Lösungen angestoßen werden.
Die Werke orientieren sich in der Wahl des Materials und ästhetischen Kriterien an der Natur und der bewusste Umgang mit Ressourcen steht bei allen Arbeiten im Vordergrund. Die Ausstellung hinterfragt die Entwicklungen, die zur aktuellen Klimakrise führten, sowie stadtgesellschaftliche Prozesse im Umgang mit Grünflächen.
In Anbetracht der geplanten Neugestaltung der Uferpromenade soll das Format auch eine Diskussionsplattform für die Erhaltung der Ökologie der Umgebung verstanden werden.
Beteiligte Künstler*innenArt Ashram (Florian Dietrich, Verena Seibt, Dirk Van Lieshout, Markus Zimmermann)
Laure Boer
David Eisl
Catherine Rose Evans
Dorothea Nold
Silvia Noronha
Reto Pulfer
stay hungry (Michel Aniol und Meike Kuhnert)
Xiaoyu Tang
Alisa Tretau
ProgrammSamstag, 07.09.24
12 – 18 Uhr Ausstellung 13 Uhr Rundgang durch die Ausstellung 13 – 16 Uhr Hörspiel von Alisa Tretau 14 – 18 Uhr Xiaoyu Tang: Ripple Algae Spa 18 – 20 Uhr Performances von Laure Boer und Reto Pulfer 21 Uhr Keramikbrand mit Silvia Noronha
Sonntag, 08.09.24
12 – 18 Uhr Ausstellung 13 Uhr Rundgang durch die Ausstellung 13 – 16 Uhr Hörspiel von Alisa Tretau 14 – 18 Uhr Xiaoyu Tang: Ripple Algae Spa Künstlerische Positionen
Art Ashram
In ihren Installationen und Performances führt die Künstler*innengruppe Art Ashram vorgefundene und ausrangierte Materialien immer neuen Verwendungen zu. Aus Getränkedosen und Aluminiumschrott, den die Gruppe im Stadtraum gesammelt und eingeschmolzen hat, ist eine Reihe von wurzelähnlichen Geflechten entstanden, in denen Symbole der Popkultur recycelt werden. Für das Festival präsentiert Art Ashram diese Skulpturen als Bar, in der „swamp water“ den Besucher*innen die Vorzüge amphibischer Lebensweisen verheißt. https://www.artashram.net
Foto: Art Ashram
Laure Boer ist eine in Berlin lebende Klangkünstlerin und Multiinstrumentalistin. Ihre Performances sind hypnotische, noisy elektroakustische Improvisationen mit selbstgebauten elektronischen Objekten, traditionellen Instrumenten und manchmal einer Stimme, singend oder rezitierend in ihrer französischen Muttersprache – ein funkelndes Universum, das sowohl verletzlich als auch brutal ist. The Singing Oysters ist eine Soundart-Installation, die Sonnenlicht in Klänge verwandelt. Skulpturale Objekte reagieren auf die feinsten, visuell nicht wahrnehmbaren Veränderungen der Lichtwellen und machen das Unsichtbare hörbar – eine echte Sinnesverschiebung. https://laureboer.com
The Singing Oysters, Foto: Laure Bore
David Eisl arbeitet an einem spielerischen, neuen Verständnis davon, wie wir Menschen mit der Welt verbunden sind. Konstruktivistisches Denken, verknüpft mit animistischen Ideen: Leben als metamorphes Kontinuum, vor dem Hintergrund einer mechanistisch durchtränkten Welt. Eisl wird eine Auswahl aktueller Collagen zeigen, in deren Bildräumen Pflanzen mehr als bloße Bestandteile von Stilleben, Ornamenten oder passive Objekt wissenschaftlicher Betrachtung sind, sondern vielmehr „handelnde Wesen“. https://www.davideisl.com/
Sprudelnde Triebe Variation 3k, Foto: David Eisl
Die Wahrnehmung von Licht, Maßstab und Balance sind zentrale Gesten in den künstlerischen Arbeiten von Catherine Rose Evans. Oft arbeitet sie mit gefundenen und alltäglichen Materialien wie Steinen, Teppichen oder Metall. Das Ergebnis ihrer Arbeiten sind großformatige Installationen, die die Funktionalität eines Objekts durch Dekonstruktion und Rekonstruktion umkehren. Für FROG CITY präsentiert sie ein großformatiges kreisförmiges Objekt. Schräg und ohne jegliche Symmetrie installiert, erinnert diese einfachste aller geometrischen Formen an die Form unseres Planeten und seiner Umlaufbahn um die Sonne. http://catherineroseevans.com
Foto: Catherine Rose Evans / VG-Bild Kunst, Bonn
Dorothea Nold präsentiert Keramikskulpturen, die als Gegenüber, Beobachter*innen und Teilnehmer*innen fungieren. Die Arbeiten bestehen aus Fragmenten anthropomorpher, botanischer und amphibischer Elemente und lenken den Blick auf ein umfassendes Verständnis von Urbanität und Lebensräumen. Hierbei spielt die Form der Säule eine zentrale Rolle, die sie als ursprünglichste belebte skulpturale Form versteht. Gleichzeitig verweist die Arbeit auf die allgegenwärtige Bedeutung der Säule in der Architekturgeschichte. https://dorotheanold.com
Foto: Dorothea Nold
Silvia Noronha lädt ein, dem unterirdischen Boden von Weißensee zu begegnen, ihn zu spüren und durch prozessorientiertes Formen mit seinen verschiedenen Elementen zu interagieren. Erde, Ton, Sand, Bauabfälle und Steine bilden eine einladende Umgebung – eine spielerische und intuitive Erfahrung, die unwahrscheinliche Begegnungen zwischen Menschen, Orten und unterirdischer Materie ermöglicht. Die Aktion wird durch ein altherkömmlichen Brennprozess abgeschlossen, in welchem Dekonstruktion, Explosion, Einschmelzung, Bewegung und Anpassung als Kraft und Lebendigkeit von Materialität erlebt wird. https://silvianoronha.com/
Terrene (2022, ongoing), in the framework of the TAKEOVER at Villa Romana 2023. Foto: Florian Bendsen
Reto Pulfer verwandelt Architekturen. Mittels selbstgenähter Zelte, umgenutzter Bettlaken und gefärbter Leintücher dichtet der Künstler Räume um. In seinem Kosmos begegnen uns Kurumina, Theazea, Regenwürmer-schlangen und belebte Brennnessel-blätter, die die filigranen Details der Stoffbahnen bevölkern. Schon immer Autodidakt, arbeitet Reto Pulfer mit vielfältigen Textiltechniken, mit Performance, Malerei, Sound, Gärtnerei, Worten und Text. So erzählt er nicht nur Geschichten, sondern lädt uns ein, in wandelbare Zustände einzutauchen (Text von Barbara Kiolbassa). Für die Freilichtbühne installiert er einen sinnierenden Geist, der über die Zuschauerränge schwebt. Durch Sonne und Wind bewegt er sich und leuchtet und schaut dabei dem Publikum zu. https://www.retopulfer.com
Sinnierender Geist, Foto: Capsicum
Der nomadische Projektraum stay hungry konzipiert und realisiert Ausstellungsprojekte an öffentlichen Orten, die sich mit den jeweiligen Umgebungen und den darin enthaltenen Möglichkeitsräumen auseinandersetzen. In seinem künstlerischen Beitrag für Frog City widmet sich stay hungry den wundersamen Kräften und Möglichkeiten der nachhaltigen Nutzung von Rotalgen. In einer begehbaren Installation aus Verpackungsmaterialien und Algen können die aufmerksamen Besucher*innen eine versteckte Grotte entdecken und von den darin wachsenden Algenkristallen naschen. Aber Vorsicht! Der Geist vom Weissensee wirft ab und an ein Auge auf sein Heiligtum… http://stayhungry-projectspace.de
Foto: stay hungry
Xiaoyu Tang verarbeitet die im Weißen See wachsenden Algen zu Wellness-Produkten und inszeniert das „Algae Ripple Spa“: hier können Besucher*innen aus 20-minütigen Behandlungsmethoden wählen, um dem Großstadtdschungel für einen Moment zu entfliehen und sich den Versprechungen der Schönheits-Industrie hinzugeben. Während des Heilverfahrens sickern neben den Inhaltsstoffen aber auch die Erfahrungen einer chinesischen Kunststudentin durch die Maske. https://www.instagram.com/zoe.xyt/
Algae Ripple Spa, Foto: Xiaoyu Tang
Die multidisziplinären Arbeiten von Alisa Tretau befassen sich mit schambehafteten Facetten aktueller politischer Fragestellungen. Das interaktive Hörspiel „Beton. Wüste. Zukunft.“ erkundet die kognitive Dissonanz im Angesicht der Klimakrise. Essayistische Texte, alarmierende O-Töne, tropfende Wassersounds und meditative Übungen laden ein, das Kopfkino einzuschalten. https://www.alisatretau.com
Beton. Wüste Zukunft., Foto: Robert Schlesinger
Georg Scherlin
Angaben zu Barrieren und ZugänglichkeitRollstuhlfahrer:innen / Kinderwagen
Alle Zugänge zum Gelände sind mit Rollstühlen und Kinderwagen erreichbar, allerdings ist nicht das komplette Gelände befahrbar. Für den Übergang Große Bühne <-> Kleine Bühne kann der Parkweg genutzt werden. Auf der Großen Bühne ist eine rollstuhlgerechte Toilette vorhanden.
Altersgruppen
Für alle Altersgruppen geeignet.
Sprachen
Es werden Informationen zu den Kunstwerken in Textform auf deutsch zur Verfügung gestellt.
Die Führungen zum Festival finden in deutscher Lautsprache statt.
Für das interaktive Hörspiel „Beton. Wüste. Zukunft“ werden eine begrenzte Zahl an Audio-Playern zur Verfügung stehen. Das Hörspiel ist auch per QR-Code auf dem eigenen Smartphone abrufbar und in dt. und engl. Lautsprache, Leichter Sprache sowie als DGS-Videoversion verfügbar.
Sitzgelegenheiten
Es stehen ausreichend Sitzplätze (Liegestühle, Sessel, Couches, Bänke) auf dem gesamten Gelände zur Verfügung.
Neurodiversität
Die Veranstaltung findet ausschließlich draußen statt, prinzipiell ist das ganze Gelände in eigenem Tempo begehbar. Bei den Performances kann es zu Menschenansammlungen kommen, das Gelände ist jedoch weitläufig und es wird Rückzugsmöglichkeiten wie etwa Sitzgruppen geben. Assistenztiere sind willkommen.
Blinde Personen
Für blinde Personen ist das Gelände zwar zugänglich, aufgrund der Unebenheiten wird aber eine Begleitperson empfohlen. Assistenztiere sind willkommen.
Bei Fragen zur Zugänglichkeit und Bedürfnissen melden Sie sich gerne bei Georg Scherlin.
Förderung und UnterstützungFROG CITY wird gefördert vom Bezirksamt Pankow, Amt für Weiterbildung und Kultur sowie der Stiftung Naturschutz Berlin.
Grafik: BankTM https://banktm.de/
Type-Rendering entwickelt aus der Keramikskulptur „Frog City“ von Dirk Van Lieshout https://www.dirkvanlieshout.com
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