Der zerbrochne Krug
Lustspiel von Heinrich von Kleist
Bei Dorfrichter Adam beklagt in dem kleinen niederländischen Dorfe Huisum Frau Marthe Rull die Zerstörung eines kostbaren Kruges, der in der Nacht pikanter Weise im Zimmer ihrer Tochter Eve von einem Eindringling vom Sims gestoßen wurde…
Doch worum geht es eigentlich? Ist es die Sachbeschädigung eines Tonkruges mit kostbaren historischen Malereien, die die Mutter so in Aufruhr bringt? Oder geht es um mehr? Was geschah genau in der letzten Nacht? Von wem hatte Eve Besuch? Ist es ihr Bräutigam Ruprecht gewesen oder war noch jemand anderes in dem Zimmer? Was genau ist passiert? Was gilt es wirklich zu beklagen? Geht es um den guten Ruf von Mutter und Tochter? Oder sogar um sexuelle Belästigung und Machtmissbrauch?
Auf jeden Fall lässt Heinrich von Kleist in seinem berühmten Lustspiel »Der zerbrochne Krug« Dorfrichter Adam sich mit irrwitziger Dreistigkeit um Kopf und Kragen reden. Doch warum sieht Adam so zerschunden aus und was bringt seinen Redefluss so ins Stocken? Ist des die Revision durch Gerichtsrätin Walter aus dem nahen Utrecht oder die misstrauischen Blicke des ehrgeizigen Gerichtsschreibers Licht, die den Mann so in Verwirrung bringen? Adams bizarre Prozessführung wird auf jeden Fall immer absurder. Als er schließlich selbst ins Verhör genommen wird, windet er sich von einer fadenscheinigen Lüge zur nächsten. Erst als die Nachbarin Frau Brigitte als Zeugin geladen wird und Eve ihre Scham überwindet, kann der Täter gestellt werden…
Heinrich von Kleist zeigt in diesem einzigartigen Kriminallustspiel, das 1808 am Weimarer Hoftheater unter Goethes Leitung uraufgeführt wurde, voller Spannung und mit brillantem Sprachwitz, wie lächerlich und fragwürdig Rechtsverfahren werden können, wenn Machtmissbrauch, Vertuschung und Korruption Einzug in Amtstuben und Gerichte halten.
Mit Pia Richter setzt eine junge Regisseurin, bekannt für ihre feministische Perspektive auf klassische Stoffe, Kleists Charakterkomödie und frühe Me-Too-Geschichte in der Alten Feuerwache des Saarländischen Staatstheaters in Szene. Dabei sorgen das Bühnenbild und die Kostüme von Julia Nussbaumer sowie die Musik von Maria Moling für eine ganz besondere, fast schon surreale Atmosphäre.
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