Yannic Han Biao Federer: Für immer seh ich dich wieder
Wie findet man Worte für den Verlust eines Kindes? In Für immer seh ich dich wieder (Suhrkamp Nova) schildert Yannic Han Biao Federer die existenzielle Erfahrung, Vater eines totgeborenen Sohnes zu werden.
Was zunächst ein Versuch ist, das Unbegreifliche zu fassen, wird ein bewegendes Dokument der Trauer. Im Gespräch mit Emily Grunert führt uns Yannic Han Biao Federer durch eine Geschichte von Abschied und Schmerz, Elternschaft und Liebe.
Helles Licht bricht durch die Fenster, wärmt das Zimmer auf, dass ich den Pullover ausziehe, im T-Shirt umhergehe, ich weiß, es ist nur Wetter, aber glauben muss ich, es ist mein Sohn. Schau mal, sage ich, der Gusti schickt uns Morgensonne. Ja, sagt Charlotte, blickt auf, lächelt. Ja, er tröstet uns. Genau, sage ich, er hat ein Auge auf uns. Sie nickt. Ja. Der Gusti passt auf.
Charlotte und Yannic erwarten ein Kind. Zwischen Pränatalscreening, Projektabschlüssen und Elterngeldrechner richten sie sich ein auf ein neues Leben als Familie. Doch dann ereignet sich die Katastrophe, ihr Sohn, Gustav Tian Ming, stirbt. Eben noch haben sie Wickeltische gegoogelt, Stillkissen angeschafft, plötzlich müssen sie einen Kindersarg aussuchen, ein Grab kaufen. Alles fühlt sich falsch an, verrückt und wie ausgedacht, aber es passiert wirklich. Erschütterte Verwandte und Freunde reisen an oder nehmen Anteil aus der Ferne, tragen Opferschalen in den Tempel. Und während Charlotte und er mit einer Bürokratie zu kämpfen haben, die mit totgeborenen Kindern kaum umzugehen weiß, beginnt Yannic aufzuschreiben, was um ihn her geschieht. Präzise und eindringlich erzählt Yannic Han Biao Federer vom Verlust seines Sohnes.
»Die wahrscheinlich größte Stärke dieses beeindruckenden Buches liegt darin, sich auch angesichts des Unaussprechlichen die Fähigkeit zu fühlen zu bewahren und für diese Gefühle auch noch Worte zu finden« (Daniel Schreiber).
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