Ja, Thomas Mann ist wirklich kein zeitgenössischer Autor mehr. Und ja, wir wissen viel über sein Leben und seine Zeit, seine komplizierte Familie, seine großen Romane.

Worüber wir vielleicht weniger wissen, sind seine Erzählungen, in denen er uns viele menschliche Probleme einfühlsam, differenziert und mit seinem unverwechselbaren ironischen Grundton vor Augen führt. Darüber hinaus ist Thomas Mann in seiner politischen Auseinandersetzung mit dem Faschismus, die zerstörerisch bis in die Familie hineinwirkte, leider aktueller denn je.

Ja, seine Sätze sind meistens lang und manchmal kompliziert. Aber ist es in unserer hektischen Zeit nicht einfach herrlich, wenn sich das Lesen entschleunigt? Wenn die Sätze ihre eigene Melodie und Harmonie entfalten und uns in die Zeit der großbürgerlichen Hochkultur zurückversetzen?